„Gegen Ende der zwanziger Jahre begann der Londoner Zoo, diese Vorführungen als ständiges Programm zu organisieren. Jeden Nachmittag zu einer festgesetzten Zeit führte sich eine Gruppe junger Schimpansen wie eine Tischgesellschaft auf. Man hatte sie darauf abgerichtet, Schüsseln, Teller, Löffel, Tassen und eine große Teekanne zu benutzen. Für das Schimpansengehirn war das Erlernen des Umgangs mit diesen Gegenständen vor einem Publikum keine anspruchsvolle Aufgabe. Eine Zeitlang bestand die Gefahr, dass ihre Tischmanieren zu formvollendet würden. Um die Vorführung nicht zu eintönig werden zu lassen, mussten die Tiere in bestimmten Abständen darauf dressiert werden, sich „daneben zu benehmen“. Auch das schafften sie mühelos, und ihr Timing wurde so perfekt, dass sie die Tassen stets genau in dem Augenblick in die Kanne stopften und den Tee aus der Tülle tranken, in dem der Wärter ihnen den Rücken zudreht.“

Desmond Morris über Affen und die menschliche Eigenart, es umwerfend komisch zu finden, Tiere zu beobachten, die sich die größte Mühe geben, wie wir zu sein, ohne dass es ihnen jemals gelingt. Das braucht das menschliche Ego

Tiere fühlen und denken. Wer mit Tieren zusammenlebt, weiß das aus täglicher Erfahrung. Und trotzdem lautete das wissenschaftliche Dogma über viele Jahrzehnte: alles, was wir bei Tieren als Gefühle und Gedanken wahrnehmen, sei nichts anderes als Reflex, Reaktion, Instinkt und habe mit den höheren geistigen Leistungen des Menschen nichts zu tun. Vermenschlichung ist die Blasphemie der Naturwissenschaft. In Fachkreisen wäre ein Wissenschaftler damit erledigt. Doch Wahrheiten lassen sich nicht auf Dauer unterdrücken. Langsam und unaufhaltsam wächst die Zahl der Forscher, die akzeptieren, dass Tiere in ihren Empfindungen total menschlich sind und sich trauen, darüber zu berichten. Seriöse Meldungen über sensationelle geistige und emotionale Fähigkeiten der Tiere füllen die Wissenschaftsseiten. Sie erzählen uns Anekdoten aus der Welt der Tiere, die uns unsere nahen und fernen Verwandten unendlich vertraut werden lassen. Sie unterbreiten uns sensationelle Entdeckungen über geistige und emotionale Fähigkeiten der Tiere. Natürlich denken Tiere und natürlich fühlen sie auch. Sie können lieben und hassen, sie können traurig sein, Mitleid empfinden, sie können wütend sein und rachsüchtig, hilfsbereit und freundschaftlich. Sie haben einen Schönheitssinn und bringen begabte Künstler hervor.

Kurz und gut: die Grenze zwischen Menschen und allen anderen Tieren ist kein tiefer Graben. Sie stehen uns mit ihrem Innenleben ganz nah. Es war ganz einfach ein riesengroßer Irrtum zu glauben, dass die Natur das Rad bei jeder Art immer wieder neu erfindet. Uns verbinden gemeinsame Strukturen des Empfindens und Denkens! Und diese Gemeinsamkeit verpflichtet uns moralisch.

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